Scheue und schüchterne Katzen haben es besonders schwer potenzielle AdoptantInnen für sich zu gewinnen. Zu Unrecht, denn mit Geduld und Liebe lässt sich viel erreichen – ein Erfahrungsbericht!

 

Hallo liebe Katzenfreunde!

Mein Name ist Calixto und ich komme aus dem spanischen Tierschutz.
Über Animal Help Espania bin ich in meinem „Für-Immer-Zuhause“ gelandet.
Erst war ich Pflegekatze bei der Nachbarin meiner jetzigen Familie. Beim Freigang habe ich dann mein neues Zuhause entdeckt.

Aber erst mal „back to the roots“:
Als ich in Spanien nach fürchterlichen Erfahrungen (jemand hatte sogar auf mich geschossen!!!) in der Tierauffangstation saß, hieß es, ich könne nicht vermittelt werden, da ich sooooo scheu war. Da saß ich nun traurig und saß und saß ... bis mich Marion von AHE entdeckte und, weil ich ein wirklich schöner Kater bin, mit nach Deutschland nahm. Das war mein Glück.

Bei meiner Familie bin ich nun schon ein paar Jährchen.  Mein Frauchen sagt, ich sei ein gaaanz mutiger kleiner Kater, denn für mich erforderte es ja viel mehr Mut mich wieder auf die Menschen einzulassen, nachdem ich so schlimme Erfahrungen machen musste in Spanien …

Manchmal muss/te mein Frauchen ein bisschen tricksen, um mich zu erweichen. Sie hat mir Leckerchen zugeworfen, vor denen ich, zugegeben, erst mal davonrannte … man weiß ja nie … Ziemlich schnell hab ich gemerkt, dass mir die Leckerchen nix Böses wollen und hab mal eines probiert … hmmm, lecker.

Monate später dann wollte ich auch mal das Haus erkunden, mutig wie ich bin, schlich ich mich rein … oh Gott, wie aufregend. Hilfe, Menschen, schnell wieder raus.

Jedoch die Menschen haben mich einfach ignoriert und sich immer ganz langsam bewegt, wenn ich in der Nähe war. Auch heute noch ist es mir lieber, wenn sie sich nicht hektisch bewegen, ist ja klar …

Meine Menschen haben wirklich Geduld bewiesen mit mir. Zum Beispiel bekam ich Panik, wenn sich Frauchen in Richtung Boden bewegte, also hinknien ging gar nicht, auf den Boden setzen war unerträglich!

Unermüdlich und ruhig hat mir mein Frauchen mit ihrer Zeitlupenstrategie immer wieder Leckerchen angeboten, Futter aus der Hand gegeben, sehr lieb und ruhig mit mir geredet und so bekam ich immer mehr Vertrauen. Und zur Not konnte ich mich ja auch noch hinter dem Sofa verstecken und aus sicherer Entfernung beobachten. In meinen Verstecken wurde ich auch nie bedrängt, da konnte ich sicher sein.

Frauchen hat auch viel mit mir gespielt. Sehr vertrauensbildend muss ich sagen.

Vor circa einem halben Jahr entdeckte ich dann den Schoß meines Frauchens. „Könnte man ja mal ein bisschen drauf rumtapsen“, dachte ich und schwupps gabs wieder ein Leckerchen ... na ja, und jetzt muss ich dringend auf Frauchens Schoß, sobald sie sich aufs Sofa setzt. Ich sag euch: Zeit ist alles, Ruhe und die Geduld der Menschen helfen auch. Mein Frauchen sagt, ich bin ein mutiger kleiner Schmusebär geworden. Und sie muss es ja wissen.

Ach, und noch was muss ich erzählen: da ich ein Langhaarkater bin, muss ich ja täglich gekämmt werden. Auch nicht einfach, wenn man den Menschen nicht traut. Da hatte Frauchen die Idee des „Clickertrainings“. Auch hier wieder Geduld und Ruhe. Aber ich bin ja ein kluges Kerlchen …

Mittlerweile lege ich mich gerne hin und lass mich kämmen. Und mit dem „Click“ hab ich sogar gelernt, mein weiches Bäuchlein kämmen zu lassen, wenn sie sagt: „Zeig mal dein Bäuchlein“ … dann gibts ein extra feines Leckerchen.

Also liebe Leute, lasst euch nicht entmutigen, wenn ihr auch eine scheue Katze habt. Wir brauchen einfach viel Verständnis, Ruhe, ein paar Tricks und vor allem viiiiiiiiiiiel Zeit. Ich spreche hier nicht von Wochen, sondern mindestens mehreren Monaten ... Und es lohnt sich auch für euch, denn wir „Scheulinge“ lieben ganz besonders intensiv, auch wenn das auf die Schnelle vielleicht anders aussieht. 
Wir sind eben was für echte Katzenfreunde.

In diesem Sinne:
Ciao, gebt nicht auf. Ich muss jetzt schnell mal auf Frauchens Tastatur ein Schläfchen halten.
 
Alles Liebe, Schnurrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr von eurem Calixto